Die Geschichte des Bildes am Martinstor, vielleicht Simon Göser, sicher Wilhelm Dürr, ist umfänglich dargestellt worden. Aus der breiten vielfältigen öffentliche Diskussion hierüber und den vielen Vorschlägen lässt sich ableiten, dass dieses Thema die Freiburger und Freiburgerinnen beschäftigt, weil es um einen öffentlichen sehr prominenten  Gestaltungsraum am Martinstor geht, der seit der Barockzeit bemalt war. Jeder konnte und kann dazu seine Meinung äußern vor allem auch im Internet. Deswegen muss die Stadt ein institutionalisiertes, experten wissenendes und vor allem ein transparentes Vorgehen mit der Kunst im öffentlichen Raum wählen. Dieser Wunsch vereint alle antragstellenden Fraktionen. Gleichzeitig bedeutet dieses Vorgehen aber auch eine Aufwertung der Bildenden Kunst insgesamt in der Stadt, für die ich sehr dankbar bin.
Die Kunstkommission war früher ein probates Gremium, das kompetent und fachkundig die künstlerische Entwicklung der Stadt an Gebäuden, Neubauten, Plätzen und Straßen, aber auch Museumsanschaffungen und Stiftungen oder Schenkungen begleitete. In ihrer ämterübergreifenden Zusammensetzung ermöglichte sie neue Impulse. Ich erinnere an die sogenannten Kulturdamen aus den 80/90er Jahren, die auch interfraktionell unterwegs waren und ganz entscheidende Impulse für die kulturelle Entwicklung in der Stadt gaben. Ich nenne insbesondere Ursula Kopf, Renate Kiefer und Gertraude Ils, Edith Goldschagg, Ingrid Baas und Ute Guzzoni. Sie waren damals auch Mitglieder der Kunstkommission.
Mit Hilfe der neuen Kommission soll nun endgültig der Diskussion um ein Bild am Martinstor ein gutes und vor allem fundiert begründetes Ende gesetzt werden. Das ist der Wunsch des gesamten Gemeinderats. Dass fertige Entwürfe von Künstlern nicht zur Ausführung kommen, wie in den 90er Jahren geschehen, das darf sich nicht wiederholen! Auch der Sponsor hat eine fachkundige Diskussion verdient, jeder Einsatz von privaten Geldern im kulturellen Zusammenhang verdient große Anerkennung und einen verantwortlichen und nachvollziehbaren Umgang.

Bei den Haushaltsberatungen, meine Damen und Herren, war zuletzt die Bildende Kunst mit allen Anträgen gescheitert, keine Institution wurde erhöht und der vorgesehene Wettbewerb am Rotteckring für zeitgenössische Kunst wurde sang und klanglos kassiert. Die Kunstkommission ist dafür kein Ausgleich, aber der heutige Beschluss zur Einsetzung ist ein deutliches Zeichen des Gemeinderats, der Kunst in der Stadt wieder  mehr Bedeutung zu verleihen. Der Gemeinderat will vor allem ein kenntnisreiches Beratungsgremium haben in allen Fragen der öffentlichen zeitgenössischen Kunst. Und die Fragen werden mehr. Wie es in der Antragstellung heißt, stehen wir vor entscheidenden Aufgaben und Projekten, bei denen Kunst wieder eine Rolle spielen soll. Zur Besetzung der Kommission, vor allem mit fachkundigen Bürgerinnen und Bürgern, soll die Verwaltung nun bis zum Herbst dem Gemeinderat  einen Vorschlag unterbreiten.

„Göser ist überall“, so habe ich es schon bei unserem Neujahrsempfang formuliert, und das soll heißen, Kunst ist eine Herausforderung in der Stadt und für die Stadt, sie, die Stadt,  trägt für deren Gestaltung eine besondere Verantwortung, ämterübergreifend und kenntnisreich, und der wollen wir uns profund stellen.

Atai Keller
Stadrat der Kulturliste in der UL