Die Diskussion um fehlende Proberäume in Freiburg läuft bereits seit über zehn Jahren – auf neue Räume wartet die Band- und Musker:innenszene bis heute. Spätestens seit dem Abriss des Güterbahnhofareals und dem damit verbundenen Wegfall von bis zu 70 Proberäumen – aber auch Tonstudios, Ateliers und weiteren kulturellen Nutzungen – zugunsten einer stadtplanerischen Entwicklung des Areals, das im Ergebnis bis heute streitbar bleibt. Bereits 2010 verschwand am Bahnweg 6 ein wichtiges Probehaus mit Übungsräumen und Tonstudio. Das Gebäude musste einer Erweiterung der Schwarzwaldmilch weichen. Die Musiker:innen und Bandszene fordert seither mit einigem Recht ein neues Zentrum für ihr kreatives Wirken.

Proberäume müssen her! – Foto: Markus Schillberg

Nun droht eine weitere Verschärfung der Situation mit dem feststehenden Aus für das Kunsthaus L6 im April 2024. Dort verwaltet der Verein Multicore seit 2004 insgesamt 9 Proberäume der Stadt – zum Selbstkostenpreis. Betroffen von der Auflösung der Kultureinrichtung sind 20 Bands und Musiker:innen – aber auch zehn Ateliers innerhalb des Hauses. Ebenfalls ohne Lösung ist die Unterbringung der Druckwerkstatt.

Mit der Schließung des L6 droht somit der Wegfall der letzten geförderten Proberäume der Stadt Freiburg. Zum Vergleich: Die Musikzentrale Nürnberg verwaltet in Stadt und Region knapp 100 geförderte Proberäume

Die Forderung von Multicore nach einer Musikzentrale mündete 2019 in der “kleinen Lösung” mit der Entwicklung der Karlsruherstraße 52. Dort sollte eine private Tiefgarage umgebaut werden und 16 Proberäume, sowie ein Tonstudio entstehen – inklusive Option auf perspektivische Erweiterung. Jedoch ist eine Realisierung aufgrund massiv gestiegener Baukosten (1,79 Mio EUR) nicht mehr zu erwarten. Die horrende Investitionssumme erscheint in keinem Verhältnis mehr zum geforderten Nutzen zu stehen, insbesondere gemessen an dem Umstand, dass sich die Immobilie überhaupt nicht im Besitz der Stadt befindet.
Vergangenes Jahr tat sich nach einem Krisengespräch mit dem Verein im Zuge der Kostenexplosion eine Variante zur Beschaffung von Übungsräumen in Modulbauweise auf – der Hinweis kam damals von den Freien Wählern. Aus Sicht der Kulturliste erscheint diese Investition als sinnvolle Alternative, um eine zeitnahe Lösung dieses unstrittigen Bedarfs zu erreichen. Und es eilt.

Die Kulturliste fordert, dass der Abschluss der Flächenprüfung jetzt abgeschlossen werden muss. Es braucht einen Standort für die Aufstellung der Modulbauvariante, welche sowohl die Flächenbedarfe des L6, als auch der Nutzungen der Karlsruherstraße 52 abdeckt!
Die Kulturraumfrage ist seit Jahr und Tag eine der drängendsten Problematiken unserer Stadt. Es braucht dringend ein starkes Signal, dass der jahrelange Prozess um eine Lösung zu einem guten Abschluss gebracht werden kann. Der
SWR berichtete zuletzt über den außergewöhnlich zähen Prozess um Musikräume in Freiburg – vernichtender Kommentar inklusive. Das Signal an die junge Szene muss nun umso mehr lauten: Es lohnt sich, für neue Kulturräume zu kämpfen – auch wenn dies einen langen Weg bedeutet. Er soll sich am Ende lohnen.