Rede von Atai Keller zur Musikschule – Juni 2023
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr geehrte Frau Bürgermeisterin Buchheit, lieber Herr Hollweg, liebe Kolleginnen und Kollegen,
zwei kleine Beispiele will ich vorausschicken: In Waldkirch gab es 2017 einen Neubau für die städtische Musikschule – richtig, eine in Freiburg auch nicht unbekannte Sponsorin hat dort entscheidend geholfen. Der Standort freut sich heute größter Beliebtheit. In Frankfurt sitzt die städtische Musikschule mit ihrer Verwaltung und vielen Räumen prominent neben den Räumlichkeiten der Kunsthalle Schirn, also rechts zur Kunst links zur Bildung und zur Musikschule Frankfurt.
Warum sage ich das? Könnte es solche Beispiele nicht auch in Freiburg geben? Ist wirklich alles getan worden, um private Gelder aufzutreiben, die dann mit städtischen kombiniert werden können? Oder gibt es Möglichkeiten einer zukünftigen kombinierten Kulturlösung? Sollte der Kulturbürgermeister nicht auch eingeschaltet werden?
Ich bin schlicht der Meinung, dass alles auch von Wertschätzung und Priorisierung abhängt. Wenn wir die Geschichte der Freiburger Musikschule Revue passieren lassen, dann durchzieht die Raumfrage die Geschichte wie ein roter Faden. Nachdem die Bereiche Musikschule, Volkshochschule, Planetarium und Stadtbibliothek am 1.2.1998 aus der Kultur herausgelöst wurden und dem neuen Bildungs- und Schulbereich zugeordnet wurden, gab es 2001 einen einstimmigen Gemeinderatsbeschluss für den Einzug der Musikschule in das Lycée Turenne und den Auftrag für eine Bauvorlage. 12 Millionen DM waren damals dafür vorgesehen. Nach dem Amtsantritt von Dieter Salomon wurden die Pläne aus Kostengründen kassiert. Nach dem Haus der Jugend wurde dann als sogenannte “Zentrale” die Turnseeschule bezogen, aber schon ein dringend nötiger Aufzug für die Musikinstrumente und den Betrieb wurde bis heute dort nicht installiert und das ganze erscheint immer mehr als ein Provisorium, weil auch die Turnseeschule langsam weitere Räume braucht und die Räume teilweise einer Doppelnutzung unterzogen werden.
Schlechte Stimmung also zwischen Verwaltung und Musikschule, die Lehrer:innen sind zum Teil verzweifelt und kündigen. Und nicht nur die! Es braucht jetzt vertrauensbildende Maßnahmen und ein aufeinander Zugehen. Die vorliegende Vorlage stellt nüchtern und klar dar, dass für die Musikschule momentan keine endgültige Lösung in Sicht ist und die Verwaltung eine dezentrale Lösung präferiert. Dennoch – und da wollen wir die Verwaltung unterstützen – gibt es laut Vorlage eine Prüfung für eine übergängliche Zeit für das Haus zum Herzog. Wir bitten hiermit dringend um die beschleunigte Prüfung der Unterbringung der Musikschule in Teilen im Haus zum Herzog nach dem Umzug des Stadtarchivs im Herbst diesen Jahres. Wir haben schlussendlich 150.000.- Euro in großem Schulterschluss für die aktuellen Sanierungsmaßnahmen im Haushalt für eine Zwischennutzung möglich gemacht. Diese Übergangszeit muss dann genutzt werden, um endgültige Lösungen für die Musikschule zu finden und dann in die Realität umzusetzen. Es geht um Sicherheit, meine Damen und Herren, die Musikschule braucht eine sichere eigenständige Unterbringung. Etwas anderes ist der Direktion und dem Lehrkörper, aber auch den Eltern und der Schülerschaft nicht mehr zuzumuten.
Unser Oberbürgermeister, liebe Kolleginnen und Kollegen, moderiert morgen im Konzerthaus ein Familienkonzert mit dem SWR-Orchester, bei dem zahlreiche Kinder und Jugendliche der Musikschule Freiburg auftreten werden. Dvorak, Pursell, Grieg, Williams und Briten sind dabei. Das zeigt doch die Qualität unserer Musikschule und die große Kooperationsbereitschaft. Das zeigt aber auch meiner Meinung nach die Wertschätzung und das Interesse des Oberbürgermeisters, der es sich nicht nehmen lässt, ein solches Familienkonzert zu moderieren.
Ich sprach von Vertrauen, lassen Sie uns in diesem Sinne an die Planung einer Zwischennutzung des Hauses zum Herzog für die Musikschule gehen, ganz im Sinne unserer Musikstadt Freiburg! Dazu gehört übrigens auch eine Prüfung der Rechtsform der Musikschule für die Zukunftssicherung: Städtisch oder weiterhin in Vereinsform? Dazu könnte doch die Stadt selbst ein Gutachten in Auftrag geben!
Atai Keller (27.06.2023)