Perspektive Proberaum

Am Dienstag , also morgen, wird über die Aufstellung von zwölf Proberaummodulen am Escholzpark auf dem Gelände der Edith-Stein-Schule im Gemeinderat beraten. Die Stadt geht damit neue Wege, nachdem sich die Entwicklung der Tiefgarage in der Karlsruherstraße 52 als Sackgasse erwies. Man erhoffte sich dort eine schnelle und kostengünstige Entwicklung von Übungsräumen und weiteren Bedarfen für die Bandszene, welche seit Bebauung des Güterbahnhof Areals vor 13 Jahren auf Ersatz wartet. Die technischen Herausforderungen waren weit größer als erwartet – Probleme bereiteten insbesondere Lüftung, Deckenhöhe und Fluchtwege. Eine Baukostensteigerung auf zuletzt 1,79 Mio. EUR haben den Gemeinderat vergangenes Jahr dazu bewogen, sich nach Alternativen zur kostspieligen Entwicklung einer Tiefgarage in Privatbesitz (!) umzuschauen. Diese Umorientierung war richtig – das Lehrgeld mit 170.000 EUR Planungskosten zzgl. ca. 80.000 EUR Raumvorhaltungskosten ist jedoch äußerst bitter. Multicore, als gewünschter Trägerverein, äußerte frühzeitig Zweifel an der Entwicklung dieses Standortes. 

Die Kulturliste begrüßt die  Aufstellung der Module auf dem Gelände der Edith Stein Schule. Insbesondere, dass auch zusätzliche Toilettenanlagen auf dem Eschholzpark hierbei entstehen sollen. Diese in der Debatte um Steuerung der mancherorts konfliktiven Bedarfe der jungen Nachtkultur im öffentlichen Raum kommt der Aufwertung des Escholzpark eine entscheidende Rolle zu, welcher mit diesem Vorhaben Rechnung getragen wird. Wie weit diese Synergien insgesamt tragen werden, wird sich zeigen. Dank an die Kulturverwaltung und den OB. 

Für das Aufstellen der zwölf akustisch optimierten Spezialmodulen darf aus Sicht der Kulturliste keine weitere Zeit verloren gehen. Diese Räume dienen hierbei wohlgemerkt nicht der desolaten Proberaumsituation insgesamt, sondern nur der drohenden Versorgungslücke, welche sich mit dem Wegfall der 9 von Übungsräumen im L6 in Zähringen Mitte 2024 abzeichnet. Diese neuen Räume in Containerbauweise wären diesmal in städtischem Besitz und können bei Bedarf auch umziehen. Diese neugewonnene Flexibilität unter gleichzeitiger Rückbesinnung auf den Vorsatz der “aktiven Liegenschaftspolitik” ist ausdrücklich zu begrüßen.
Den Vorschlag einer Mitnutzung der doppelstöckig arrangierten Proberaummodule durch die Musikschule Freiburg, wie von OB Horn ins Spiel gebracht, lehnen jedoch sowohl wir, die Kulturliste, als auch die Musikschule selbst  als nicht praktikabel ab. Wir halten eine Prüfung für unnötig . Badische Lösungen (Doppelnutzungen) waren in der Vergangenheit selten  gut!  

Klar ist, dass mit dieser begrenzten Zwischenlösung die Raumsuche für die Bedarfe der Musiker:innen und Bandszene keineswegs beendet ist. In der Gesamtschau handelt es sich um das Bereitstellen des Notwendigsten! 
Damit von diesem Beschluss mehr übrig bleibt, als eine Übergangslösung in Holz fordert die Kulturliste eine verbindliche Perspektive zur langfristigen Verortung der auch von multicore geforderten “Musikzentrale” am Standort Schönauerstraße 3. Zur Herstellung der verbindlichen Entwicklung dieser Fläche – welche im Zuge des nun begonnen Neubaus des Rettungszentrum in der Eschholzstraße frei wird – liegt ein interfraktioneller Antrag vor. Das im Schildacker gelegene städtische Grundstück erscheint geeignet, um dieser andauernden Kultur-Raum-Odyssee endlich ein gutes Ende zu bereiten. Nur wann??

Nun ist es an den Fraktionen des Gemeinderates, ein deutliches Zeichen für einen seit Jahrzehnten unstrittigen, kulturellen Raumbedarf zu setzen. Zu oft haben wir schon erlebt, dass bereits gesichert geglaubte Flächen und Standorte für die Bands letztlich doch wieder für andere Zwecke entzogen wurden.
Dies darf diesmal nicht geschehen. Zu lange wurde seitens verschiedenster Akteur:innen hierfür gerungen. Zu offensichtlich handelt es sich um eine legitime Forderung, gerade für eine junge Großstadt – denn im Städtevergleich sieht Freiburg in Sachen Versorgung mit Proberäumen alt aus. Uralt.

Atai Keller/ Markus Schillberg