Rede von Atai Keller im Gemeinderat Freiburg, 07.12.2020

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,  liebe Kolleginnen und Kollegen des Gemeinderats


gestern wurde von einem bundesweiten ‚Aktionsbündnis darstellende Künste‘ in Berlin eine Menge Preise für „Bühnenheld*innen“ vergeben. Da waren Kulturpolitiker*innen ebenso dabei wie Kulturinitiativen, Freundeskreise, Verwaltungsmitarbeiter*innen und natürlich Theater-und Tanzschaffende. Sie alle wurden geehrt in einer digitalen Zeremonie  für ihren  ünermüdlichen Einsatz vor allem in Corona-Zeiten zugunsten von Kultur und Kunst und für ihre Kreativität in der Ausgestaltung und Vermittlung von Programmen und Sonderleistungen zugunsten einer leise zugrunde gehenden Szenerie. Brechen wir das mal auf die Freiburger Gegebenheiten herunter, so ist anzumerken, dass wir noch keine Preisträger*innen unter uns haben. Zuwenig ist noch in der Öffentlichkeit, welche Ressourcen wir gerade uns anschicken, zu verlieren und welche unwiederbringlichen Werte für unsere Stadtgemeinschaft vielleicht für immer verschwinden könnten. Preisverdächtig könnte das Kulturamt mit seinen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen sein, gross war und ist der Einsatz des Amtes für die Erabeitung von Fördermaßnahmen und die Erstellung von Umfragen als Grundlage derselben, alleine die gezogenen Schlüsse sind meiner und unserer Meinung nach immer noch nicht ausreichend, um trotz Bundes und Landesmittel nachhaltig in der Kulturszene eine Stabilität zu erzielen.

Da sind uns andere Städte voraus. Zum Beispiel in Bremen das Hilfsprogramm „Förderkatapult“, dort wurden schnell 1Million städtische Mittel und Privatgelder für den Kulturbereich bereit gestellt.  Die in der Vorlage enthaltenen Vorschläge zur finanziellen Absicherung gewisser Einrichtungen aus der Musikszene sind vorbehaltslos richtig und begrüssenswert, jedoch wollen wir die diese Vorschläge anreichern mit einem NOTHILFEFOND, der allen Kulturschaffenden auf Antragstellung zugute kommen soll. Und wir wollen damit explizit nicht den Haushaltsberatungen vorgreifen, deren Ergebnisse ja erst im April des nächsten Jahres feststehen. Es sind eher die subcutanen Vorgänge im Kulturamt, die mir Sorgen bereiten. Da wird plötzlich die 3 Jahresförderung (Konzeptionsförderung) für Theater-und Tanzschaffende gekappt, eine wichtige Fördererrungenschaft in Freiburg, weil das Geld nicht mehr ausreicht. Ganz gegen den Bundestrend, der immer mehr weggeht von einer sogenannten Projektitis hin zu einer länger fristigen  Absicherung von Künstler*innen  und zugunsten von Stipendien, allerdings auf hohem finanziellen Niveau.

Die ganze Vorlage G20/259 ist in ihrer Analyse über die schlechte Lage der Kulturszene so gehalten, dass ein solcher Nothilfefond auch für kleine Gruppen und Ensembles aus dem Tanz,Theater, Musik und Kunstbereich die Konsequenz aus dem Text sein muss. Heute bekommen wir mit dem Haushalt die Ergebnisse aus der Umfrage des Kulturamts an die Szene auf den Tisch und bitten hiermit,  einzelne Gruppierungen einer erneuten und intensiven Prüfung auf drohende Schieflage oder Insolvenz zu unterziehen. Was wir hören, ist katastrophal. Explizit wollen wir hier auch die Clubs und Spielstätten der Subkultur und Kreativwirtschaft miteinbeziehen.

Wir sprechen von Notstand in der Szene und von deutlichem Motivationsverlust. Nur solidarisches Handeln in der Politik, aber auch innerhalb der Szenerie kann jetzt noch ein Desaster verhindern. Deswegen sollten wir uns im Gemeinderat zu einheitlichem Handeln entschließen auf der Grundlage von gemeinsam abgestimmten Vorgehen mit der Kunst und Kulturszene. Die allerdings muss sich endlich richtig vernetzen mit all ihren Ausprägungen und nicht in  Kleinteiligkeit verharren.

In diesem Sinne verstehen wir auch die zweite Vorlage G20/260 für ein Probezentrum für Multicore in der Karlsruherstrasse. Hier wird eine wichtige Vernetzung geschaffen für die Bandszene und wir wissen alle, wie existenziell  Räume für Entwicklungen sind. Das ist auch der Leitgedanke, der dieses Unternehmen von einer badischen Lösung zu einem konstruktiven Projekt macht. Ehemals als Planer und Visonäre für ein Musikerhaus landen die Akteure/innen in der Dunkelheit eines Kellers, aber dieser Keller führt ins Rampenlicht und so verspreche ich hiermit, dass unsere Fraktionsgemeinschaft für einen auskömmlichen Betrag für die Betreiberschaft der Bandübungsräume und Studios für den Verein multicore im nächsten Doppelhaushalt eintritt.