Spätestens seit der OB und der damalige Rektor der Universität, Prof. Jäger, das von einer zahnlosen Gemeinschaft prominenter Freiburger anvisierte unterirdische Projekt einer neuen Kunsthalle am Platz der alten Synagoge im Handstreich vom Tisch gewischt hatten – das renomierte Basler Architektenbüro Herzog & De Meuron war schon für die erste Planung  gewonnen – spätestens da wurden Pläne, Freiburg könne mit einem besonderen Bau mit besonderer Architektur und besonderem Platz überregional von sich reden machen, endgültig vom Tisch gewischt. Stattdessen wird es jetzt einen  multifunktionalen, überhitzten Platz der Provinz geben, ohne Charme und besonderer Ausstrahlung mit Straßenbahngeknatter. Kein Mut zu nichts, es regiert die Sicherheit, fast hätte ich gesagt: Recht und Ordnung! Da passt auch ins Bild, wie der OB nach verlorenem Wissenschaftstitel zitiert wird, er unterstütze nur noch Vorhaben, wo die Stadt auch gewinnen würde. Das trifft sich dann vortrefflich mit der konservativen Politik des Finanz- und ersten Bürgermeisters.

Dabei gab es mal so gute Ansätze: 2005 – 2008 entstand in Freiburg unter Mithilfe vieler Bürgerinnen und Bürger in einem Beteiligungsverfahren, das für andere Städte bis heute vorbildlich ist, das Freiburger Kulturkonzept. Das liest sich heute wie ein Wunschzettel für eine Kulturstadt der Zukunft, entfernt sich aber immer mehr von der realen Entwicklung Freiburgs in eine Green City. Da wird in den Leitlinien vom chancengleichen Zugang aller gesellschaftlichen Milieus als zentraler kulturpolitischer Anspruch gesprochen, von der Balance zwischen der Vielfalt und den notwendigen Freiräumen für Neues, von der Bildung einer kompetenten Öffentlichkeit als vornehmliche Aufgabe und von der Ausbildung spezieller inhaltlicher Zielgruppenkonzepte.
Wo bleiben die Stadtteilkonzepte, wo die spezielle Förderungen einer Migratenkultur, wo bleibt das Haus der Kulturen oder Räume für interkulturelle Dialoge, wo bleiben die Initiaviven neuer Verantwortungspartnerschaften für konkrete Projekte, wo die Entwicklung von vorhandenen Potentialen in der Kultur-und Kreativwirtschaft. Auch die Kulturelle Bildung als zentraler Begriff kommt in ihrer breiten Entwicklung nur schleppend voran.  
Wie also weiter?
Die Gespräche und Diskussionen sollten in diesem Jahr intensiviert werden vor allem  mit der Freiburger Künstlerschaft, aber auch mit den Freiburger Bürgerinnen und Bürgern über die Ziele und Bedingungen städtischen kulturellen Lebens. Da wären neben den Erhöhungen der pauschalen Töpfe für die angesprochenen Neuerungen und Innovationen, vor allem die konkreten Lebensbedingungen der Freiburger Künstlerschaft und deren Verbesserung ein zentrales Thema, konkrete Projekte will ich keine nennen, außer einem neuen Tanz- und Theaterfestival, kurz Freiburg-Festival, das uns alle bereichern würde – die Kinoszene und die bildende Kunst sind jetzt dran, die freien Tanz und Theatergruppen und nicht zu vergessen, eben die kulturpolitischen Leitlinien mit ihren implizierten Projekten.

Während andere Sädte in Baden-Württemberg wie Ulm, Mannheim oder Karlsruhe, in der Kultur neue Wege gehen, neue Kooperationen wagen, hält sich unser oberster Wirtschaftsförderer und Freiburg-Vermarkter immer noch bei Bollenhüten und Auslandsmessen auf. Ihn eines Anderen zu belehren und von Besserem zu überzeugen, ist auch eine Aufgabe des nächsten Jahres, die wir aber nur gemeinsam in der Zusammenarbeit aller Fraktionierungen im Gemeinderat hin bekommen können, eine Zusammenarbeit, die wir uns übrigens in vielen Richtungen wünschen! Wir werden alles dafür tun, nicht einseitig Green City zu unerstützen, sondern nur mit sozialen und kulturellen Implikationen, das heißt auch, dass wir eine Verbindung zwischen ökologischer und kultureller  Entwicklung der Stadt sicher stellen wollen, da kommt natürlich die Kulturhauptstadtbewerbung ins Spiel!     

Meine Damen und Herren, im Frühsommer wird es in Freiburg eine Skulpturen- und Objektausstellung auf dem Schlossberg geben unter dem Titel „Kunst mit Aussicht“. Nehmen wir den Titel ernst!